IO-Newsletter 15.01.2012:
Nein, wir werden nicht schweigen!

Hallo liebe tapfere Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

der Frust ist groß in diesen Tagen. Der Südflügel ist abgesperrt, die große, friedliche Blockade wurde ebenso friedlich geräumt und nun scheint es nicht mehr in unserer Macht zu stehen, den sinnlosen Abriss zu verhindern. Die Bahn laviert herum, nichts ist geblieben vom einst „bestgeplanten“ Projekt. Ob es jetzt ein Grundwassermanagement auf dem Gelände geben soll wie Herr Penn sagt (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-bahn-plant-zweite-grundwasseranlage-am-bahnhof.eec6afbc-dade-4594-bd4a-915e41217d52.html) oder nicht, wie Herr Dietrich sagt (http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=9137442/7gdm59/ ) wird sich erst noch zeigen müssen. Warum also ein Abriss? Wieder für ein Werbeplakat wie am Nordflügel? Es ist wirklich frustrierend.

Ein Ergebnis dieser Frustration war sicher der Schuh am Kopf des Personenschützers von Winfried Kretschmann. Leider war es dieses Bild, das überregional durch die Medien ging, und das keinen Raum lässt für die sonst vorrangige Kreativität. Auch wenn die zugehörige Berichterstattung oft recht objektiv anmutet (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,809084,00.html), so bleiben doch die falschen Bilder im Gedächtnis der Bürger. Für mich persönlich ist das ein Denkanstoß. Nicht nur unsere eigene „gefühlte“ Legitimation ist wichtig. Wir brauchen den Rückhalt der Bevölkerung. Wir hatten schon mehr Menschen auf der Straße, die sich unserem Anliegen verbunden gefühlt haben. Diese Verbundenheit ist aber nur möglich, wenn wir unser Anliegen zu jeder Zeit klar und verständlich zum Ausdruck bringen. Dazu gehören für mich die vielen guten und auf den Punkt formulierten Schilder, die die Demos begleiten. Aber dazu gehört auch, den eigenen Frust im Zaum zu halten, damit die Botschaft nicht untergeht.

Dass wir die Presse nicht auf unserer Seite haben wissen wir längst – die Stuttgarter Zeitung hat gerade erst wieder bewiesen wie wenig wichtig die echte Information in ihrer täglichen Arbeit ist. Schön auf den Punkt gebracht bei RAILoMOTIVE:http://railomotive.com/2012/01/stuttgart-21-die-stuttgarter-zeitung-zeigt-dass-sie-nicht-serios-sein-will/ . Wir sollten jedoch bei allen Aktionen – und dazu gehören auch Demos, ob angekündigt oder spontan – daran denken, was für die Presse grundsätzlich einen „Nachrichtenwert“ hat. Dazu gehören in jedem Fall ungewöhnliche Vorkommnisse. Die gezeigten Schuhe gehören zum Beispiel dazu, da sie weder in unserer Kultur verwurzelt noch bei unseren Demos bisher eingesetzt wurden. Das Zeigen hätte wahrscheinlich für die Berichterstattung genügt, werfen wäre nicht notwendig gewesen.

Genug gemahnt – wir haben doch Erfolge erzielt! Ich bin überzeugt, dass unser Widerstand viel dazu beigetragen hat, dass der Gestattungsvertrag noch nicht unterzeichnet ist (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bauarbeiten-fuer-stuttgart-21-behoerden-haben-bedenken-wegen-baumfaellung.d457fca1-0904-4012-8cd6-ced110f42473.html). Und dass die Selbstverständlichkeit, mit der die Bahn AG die einfachsten Genehmigungen für den Bau nicht einmal beantragt, ständig offensichtlich wird, wäre ohne uns alle sicher nicht möglich. So fühlte sich sogar Herr Züfle genötigt, darauf zu bestehen dass die Polizei keine illegalen Baumfällungen schützen wird. (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bauarbeiten-fuer-stuttgart-21-behoerden-haben-bedenken-wegen-baumfaellung.d457fca1-0904-4012-8cd6-ced110f42473.html) Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die Baumfällungen des „Schwarzen Donnerstag“ waren illegal, weil die Bahn AG keine Landschaftspflegerische Ausführungsplanung beim EBA vorgelegt hatte – und sie hat es bis heute nicht für nötig befunden, das nachzuholen.

Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Noch immer sind so viele Fragen ungeklärt, dem kann sich auch die Landesregierung nicht dauerhaft verschließen. Und wir dürfen sie nicht in Ruhe lassen. Denn wenn die Schwaben eines ganz genau wissen, dann wie „Häusle bauen“ funktioniert. Planen – finanzieren – bauen. Eine andere Reihenfolge ist nicht möglich und sollte es auch bie Großprojekten nicht sein. Wer also bisher noch keine gute Idee für einen Brief an Schmid und Kretschmann hatte, kann sie vielleicht darauf hinweisen? Oder ist es ohnehin Zeit für den nächsten Brief?

Oder schreibt es auf die Schilder für die nächsten Demos: Morgen im Mittleren Schloßgarten: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/01/15/107-montagsdemo-im-schlossgarten-16-1/ und am nächsten Samstag am Hauptbahnhof: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/01/13/kundgebung-gegen-planungschaos-der-bahn-%E2%80%9Efakten-klaren-statt-fakten-schaffen/

Herzliche Grüße und -oben bleiben
Andrea
für IO.KO

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