Hallo,
es geht nicht immer alles so wie man sich das vorstellt – das ist nicht nur bei der Bahn so – sondern auch z.B. bei unserem Newsletter, den wir diese Woche leider erstmal nur Online haben und nicht versenden koennen….
Aber nun zum Newsletter:
Die Bahn hält uns in Atem. Diese Woche (=vergangene Woche) ist mehr passiert, als in ein paar Sätze passt…
++++ Entgleisungen in Stuttgart ++++
Im Juli und im September sind ICs im umgebauten Gleisvorfeld des Stuttgarter Kopfbahnhofs an derselben Weiche Nr.227 entgleist. Als die zweite Entgleisung stattfand, war der Bereich wieder freigegeben worden, obwohl die Untersuchungen zur Unfallursache von Juli noch nicht abgeschlossen waren. Diesen Dienstag sollte nun die Bahn nachweisen, dass der reparierte Gleisbereich mit ausgetauschter Weiche wieder sicher befahrbar sei – und der Zug entgleiste wieder. Zum Glück war es eine Testfahrt ohne Fahrgäste. Die beiden Bahnsteige, die über diese Weiche bedient werden, bleiben bis auf weiteres gesperrt – . Zugausfälle, Zugverspätungen, verpasste Anschlüsse und Züge, die gar nicht in Stuttgart halten, sind die Folge. Stuttgart wird abgehängt – durch Stuttgart21.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zug-entgleisung-am-hauptbahnhof-schon-wieder-ic-zug-am-bahnhof-entgleist.e88946d6-4ab3-43da-b886-1e8a62e16279.html
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/10/01/zugungluck-im-stuttgarter-hauptbahnhof/
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/10/10/zugunglucke-haufen-sich-in-stuttgart/
Für Bahn- und Technikexperten ist die Sachlage klar: durch die ins Gleisvorfeld hineinverlegten Bahnsteige bleibt nur wenig Platz für Weichen und Gleiskreuzungen. Daher wurden die Radien der Gleiskurven enger gemacht. So kann es passieren, dass ein Wagen in der Kurve an den Wagenpuffern seitlich geschoben wird. Wird der Druck zu groß, springt der Wagen aus dem Gleis. Selbst unsere oft nicht geliebte Stuttgarter Zeitung hat den Sachverhalt „Überpufferung“ dargestellt. Wir sind gespannt, wann die Bahn dies auch als Unfallursache bekanntmacht:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zug-entgleisung-was-heisst-ueberpufferung.bf53d8f7-1600-413a-b1e3-ffa47a9b7d61.html
So lange bleibt uns nur, uns in Geduld zu üben wenn wir Bahn fahren wollen. Aus einem der pünktlichsten Bahnhöfe Deutschlands ist schon jetzt ein Desaster geworden – und das Projekt hat noch nicht mal richtig begonnen.
++++ Brandschutz im Tiefbahnhof Stuttgart21 ++++
Zeitgleich zur Zugentgleisung wurde diese Woche (von der Bahn ungewollt) ein Gutachten bekannt, das sich mit dem Brandschutz des Tiefbahnhofs und der angrenzenden Tunnel beschäftigt. Das Fazit des Gutachtens war vernichtend. Nicht nur die seit Planungsbeginn verschärften Vorschriften zum Brandschutz, die noch nicht umgesetzt sind, sind Grund für die Kritik. Die Einfahrt eines brennenden Zugs in den Tiefbahnhof ist laut Planung Bestandteil des Notfallplans bei Brand eines Zugs in den Zulauftunneln des Tiefbahnhofs. Die Architektur des Tiefbahnhofs selbst trägt dann laut Gutachten dazu bei, dass Menschen, die über die vorgesehenen Wege und Treppen flüchten wollen, genau in die sich sammelnden Brandgase hineinlaufen müssen.
Das Gutachten in Abschrift zu finden unter: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/10/11/brandschutz-gutachten-s21-darf-so-nicht-gebaut-werden/
Dass mit Zugbränden nicht zu spaßen ist, zeigt das von Flügel-TV ganz aktuell eingestellte Video mit der Chronik eines Zugbrands: http://www.fluegel.tv/beitrag/5017. Das Video ist Teil des Vortrags von Ingenieur Hans Heydemann zu den Sicherheitsmängeln von Stuttgart21.
++++ Wissen, Fakten und Meinungen für die Medien ++++
Das bringt mich zum nächsten Punkt des Newsletters. So mancher Journalist und seine Redaktion recherchieren nicht mehr alles selbst, sondern es werden Meldungen und Beiträge von Agenturen fix und fertig bzw. wortwörtlich übernommen. Das führt dazu, dass man in vielen Zeitungen und TV-Beiträgen dasselbe lesen, hören und sehen kann. Diese Redaktionen brauchen unsere Unterstützung. Schreibt Ihnen wie immer höflich, sachlich und knapp, was wir wissen, die evidenten Fakten und unsere Meinung dazu. Damit sie merken, was los ist im Land. Auf www.Parkschuetzer.de gibt es eine fleißige Parkschützerin, die eine Mailliste „Medien“ zusammengestellt hat: Ruft das folgende Statement auf: http://www.parkschuetzer.de/statements/140171, dann „alle Kommentare laden“ anklicken, in Kommentar10 findet ihr die im Moment aktuelle Liste. Nutzt diese Liste! Wenn ihr Ergänzungen und Änderungen zur Liste habt, lasst es uns wissen, wir geben es gerne weiter.
++++ Prozesstraining ++++
Ein Zitat von der Montagsdemo am 8.Oktober 2012: „Nur wer um seine Rechte kämpft, kann seine Rechte wahren. Wer nicht um seine Rechte kämpft, hat schon verloren“ (Voltaire).
Da noch so mancher mit der Justiz zu tun hat nach der Parkbesetzung oder sonstigen Aktionen rund um den Widerstand gegen Stuttgart21, bietet der AK Jura am nächsten Wochenende wieder ein Prozesstraining an. Das Prozesstraining soll euch befähigen Herr bzw. Frau des Verfahrens zu werden und euch nicht völlig hilflos und ausgeliefert zu fühlen in einer von Volljuristen bestimmten Verhandlung. Die vielen positiven Rückmeldungen zu den bisher abgehaltenen Trainings zeigen, dass es hilft, wenn man im Vorfeld weiß, was auf einen zukommt und wie man damit umgehen kann.
Bei Teilnahme wird um einen Spendenbeitrag zugunsten Umkehrbar e.V. gebeten. Damit werden die Unkosten für Büromiete, Strom und Wasser und Sonstiges bestritten. Aber ihr wisst ja, wir sind eine große Solidargemeinschaft und wer keine Spende leisten kann, ist trotzdem herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Samstag, 20.10.2012 ab morgens 9:30 Uhr bis ca. 19:00 Uhr und
Sonntag, 21.10.2012 ebenfalls ab 9:30 Uhr bis ca. 13:00 Uhr,
wie immer im Parkschützerbüro Urbanstr. 49A (Hinterhof).
Anmeldung bitte unter jura [at] unser-park.de
++++OB-Wahl in Stuttgart ++++
Im OB-Wahlkampf in Stuttgar wird es im zweiten Wahlgang am 21.Oktober 2012 ein Duell von Fritz Kuhn (Grüne) und Sebastian Turner (parteilos, für CDU, FDP und Freie Wähler) geben. Die beiden Dritt- und Viertplatzierten Bettina Wilhelm (für SPD) und Hannes Rockenbauch (SÖS/Linke) haben ihre Kandidatur zurückgezogen.
Ergebnis des ersten Wahlgangs:
http://www.stuttgart.de/wahlen/wahl_h/oberbuergermeisterwahl/2012/hauptwahl/obhw2012_kandidaten.html
Angela Merkel war am Freitag zur Wahlkampfunterstützung des OB-Kandidaten Sebastian Turner in Stuttgart. Die Kundgebung auf dem Marktplatz geriet zum wahrscheinlich längsten Schwabenstreich des S21-Widerstands: 41 Minuten. Unterstützer des parteilosen Kandidaten hatten es schwer, Karten für den gesperrten Marktplatzbereich zu bekommen. Der Bericht einer parteilosen Bürgerin, die zur Veranstaltung des selbsternannten „Bürger-OB“s wollte, spricht für sich: http://blognau.wordpress.com/2012/10/11/parteilose-buerger-als-sicherheitsrisiko/. Die Folge daraus, in Zusammenspiel mit dem schlechten Wetter war, dass sich mehr wetterfeste Gegner von CDU/FDP, des Projekts Stuttgart21, des ESM Rettungsschirms und der Merkelschen Politik im allgemeinen auf dem Marktplatz befanden als Unterstützer und Befürworter, auch wenn die Berichte in den Medien anderes suggerierten. Es regnete Beschwerden beim SWR, der es so darstellte, als ob die Tausenden auf dem Marktplatz Frau Merkel zugejubelt hätten.
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2012/10/13/geschonte-berichterstattung-oder-auf-einer-anderen-veranstaltung-der-swr-zum-gestrigen-besuch-merkels-in-stuttgart/
Eine schonungslose Analyse der Parteien in Stuttgart, die mit veränderten Bürger in einer veränderten Stadt so ihre Probleme haben, hat Gastautor Arno Luik (Stern) für die Internetzeitung Kontextwochenzeitung geschrieben: http://www.kontextwochenzeitung.de/newsartikel/2012/10/blind-und-hilflos/
++++ Zwei Grüne sind der Tod von Stuttgart21? – schön wär´s!++++
Die Grundlage zu dieser Vermutung bot Herr Strobl von der CDU mit seinen Aussagen nach dem ersten Wahlgang der OB-Wahl in Stuttgart. Er versucht damit, mögliche Wählerpotentiale „pro Stuttgart21“ noch zu aktivieren:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgarter-ob-wahl-thomas-strobl-zwei-gruene-sind-zu-viel-fuer-stuttgart-21.fca5f196-8615-41e0-a2c9-1d168d398497.html
Wenn Herr Strobel meint, mit Stuttgart21 punkten zu können, so sei er an die unhaltbaren Versprechen vor der Volksabstimmung erinnert. CamS21 hat sie für uns zusammengestellt:
http://cams21.de/s21-zusammenfassung-zu-wahlversprechen-im-vorfeld-zur-volksabstimmung/
Die www.kontextwochenzeitung.de relativiert die „Drohung“ von Herrn Strobl: „Wenn die Grünen nicht nur in der Villa Reitzenstein regierten, sondern auch noch im Stuttgarter Rathaus, „dann stirbt S21“, sagt Strobl, der Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble. Jetzt ist die Frage, wer das als Drohung empfindet und wen das an die Urne treibt?“ Den vollständigen Artikel gibt es auf : http://www.kontextwochenzeitung.de/newsartikel/2012/10/tod-oder-leben/
Wer mit den zwei verbliebenen Hauptkandidaten Kuhn und Turner seine Interessen nicht vertreten sieht und sein Stimmrecht nicht als „Nichtwähler“ verschenken will, findet auf dem Stimmzettel nächsten Sonntag trotzdem einen geeigneten Kandidaten – oder er kann die „gläserne Urne“ auf dem Marktplatz vor dem Rathaus nutzen: http://www.mitmachen-ohne-mitzuspielen.de/. Egal wie man sich entscheidet, mit unserem Wahlrecht „allgemein, gleich, geheim und frei“ ist letztlich jeder nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Und das ist gut so.
Es bleibt spannend.
Mit herzlichen Grüßen aus Stuttgart
von Rianta für Infooffensive-Koordination
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