IO-Newsletter 28.09.2014: Tomaten und faule Eier

Liebe InfoOffensive,

ja, Tomaten und faule Eier warf man früher, wenn das Theaterstück oder
die Darsteller allzu schlecht waren. Danach wäre mir heute auch –
allein, auf wen zielt man zuerst?

Kandidat 1 ist das Stück „Shoppingmalls in Stuttgart“: Gleich zwei neue
Einkaufszentren entstehen
(http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.eroeffnung-des-gerber-risse-in-der-schoenen-neuen-einkaufswelt.8c45c375-59b9-49fb-8357-0277d204d3b0.html),
von denen sich die Politik noch vor der Eröffnung distanziert. Im
Artikel
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gerber-und-milaneo-in-stuttgart-keiner-will-die-zentren-beschlossen-haben.3bc4b589-6bb6-4f24-816e-01ff0455f889.html
sagt Herr Kotz
„mit dem Wissen und dem Erleben der vergangenen Jahre würde man das
A-1-Areal am Bahnhof so nicht mehr aufsiedeln“. Ach? Warum macht man es
dann? Man könnte es noch ändern wenn man wollte. Wer bekommt die Tomate?
Herr Kotz? Der Gemeinderat? Der Baubürgermeister? Der Oberbürgermeister?

Kandidat 2 könnte „Die Baugenehmigung nach Art des Gutsherren“ heißen:
Im kleinen Gewerbegebiet am Westbahnhof muss ein Traditionsbetrieb nach
121 Jahren schließen, weil Baubürgermeister Hahn lieber einen Obi an der
Stelle hätte. Oder wie ist es anders zu erklären, dass der City-Baumarkt
die Genehmigung für eine moderate Vergrößerung nicht bekommt und
stattdessen ein Obi-Neubau mit mehr als doppelter Fläche genehmigt wird?
Und das, wo der Bebauungsplan das eindeutig ausschließt?
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.einzelhandel-in-stuttgart-der-aelteste-baumarkt-der-stadt-muss-weichen.2d17ea3f-9d35-4642-9ca5-e9c1d1070f35.html.
Wohin die Eier werfen? Auf die Stadtverwaltung ganz allgemein, auf den
Baubürgermeister, den Oberbürgermeister oder den Gemeinderat?

Kandidat 3 heißt „Politik kennt keine Fakten“. Das EBA hat die
GWM-Änderung genehmigt
(http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.grundwassermanagement-stuttgart-21-eisenbahnbundesamt-genehmigt-planaenderung.5f72f619-2b0b-404e-862b-c6cb20cf8920.html).
Niemand scheint sich daran zu stoßen, dass die Entscheidung politisch
begründet ist. Beispiel: „Das Vorhaben dient der Steigerung der
Attraktivität des Schienenverkehrsangebots und zugleich der Erhöhung der
städtebaulichen Handlungsoptionen der Landeshauptstadt Stuttgart. Es
liegt daher im öffentlichen Interesse, dass die neue
Eisenbahninfrastruktur nunmehr errichtet und dann auch in Betrieb
genommen werden kann.“ (Seite 99:
http://www.eba.bund.de/SharedDocs/Publikationen/DE/PF/Beschluesse/Baden_W/23_Gro%C3%9Fprojekt%20Stuttgart%2021.pdf?__blob=publicationFile&v=4).
Dass das Projekt politisch gewollt ist, ist hinreichend bekannt. Und
auch wenn das EBA hier Auflagen nennt, wer prüft denn deren Einhaltung?
Niemand, wie wir in Untertürkheim gesehen haben.

Kandidat 4 ist eine Tragödie in mehreren Akten. Einer davon war der
Filderdialog, heute spielen wir „Erörterung 1.3 – Schwarzer Peter“: Auf
den Fildern wird derzeit eine Planung erörtert, die seit 12 Jahren nicht
genehmigungsfähig ist: Die Antragstrasse. Wird das Stück jetzt neu
gespielt, weil unter politischen Gesichtspunkten alles anders ist? Die
Bahn jedenfalls scheint keine Zweifel am Ergebnis zu haben:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fildertrasse-von-stuttgart-21-bagger-raeumen-schon-das-baufeld.8dd22234-551f-4a6a-a138-29705f1b78d8.html.

Worum wird es am Ende gehen? Darum einfach zu bauen, weil auch dieser
Abschnitt „im öffentlichen Interesse, dass die neue
Eisenbahninfrastruktur nunmehr errichtet…“ ist? Oder vielleicht geht
es auch darum, den Schwarzen Peter einem anderen zuzuschieben, der dann
die Mehrkosten übernehmen muss? Die Stuttgarter Zeitungen scheinen sich
hier die Themen aufzuteilen. Während die StZ den Lesern die Möglichkeit
bietet, die Mängel im Brandschutzkonzept als Schwarzseherei darzustellen
(http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.eroerterung-zu-stuttgart-21-die-feuerwehr-kritisiert-das-brandschutzkonzept.164fcd6a-719e-40b7-b72d-847f89d91862.html),
trommelt die StN das Mehrkostenthema in verschiedenen Tonlagen:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-mehrkosten-von-flughafenbahnhof-plus-zu-hoch.c11535c1-0050-476f-9954-8a8884f52b31.html
oder auch
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-bahn-alternative-am-flughafen-auch-teurer.640744e0-b6f3-4ad2-bacd-a48d3c39e54a.html.

Wie schlecht das Stück „Erörterung 1.3“ in seiner Gesamtheit ist, ist
hier schön dargestellt:
http://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/182/aufschrei-aus-le-2454.html

Wenigstens wird ein Schmierentheater der Vergangenheit heute neu
beleuchtet: Der Untersuchungsausschuss zum Schwarzen Donnerstag. Und es
zeigt sich immer mehr, wie lohnenswert dieses „Remake“ dann doch ist:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-zeuge-bestaetigt-einfluss-verdacht.4f395619-cdec-47e0-8b33-06ad5da49655.html.
Da hilft auch alles Lamentieren der CDU nichts:
http://www.taz.de/NULL/!146716/.

Nun, nächste Woche sollten wir erst einmal keine Tomaten werfen sondern
Flagge zeigen – Montag und Dienstag sind wichtige Demotage:

Die 240. Montagsdemo am 29.09.2014:
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/24/die-240-montagsdemo-am-29-9-vor-stuttgarter-hauptbahnhof/
und der
Aktionstag am 30.09.2014:
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/26/aktionstag-30-09-wir-holen-unsere-stadt-zurueck/

Zur Einstimmung empfehle ich die Aufzeichnung einer aktuellen
Diskussionsveranstaltung mit Dieter Reicherter:
http://cams21.de/18-09-2014-schwarzer-donnerstag/ und die Artikelserie
in der Kontext:
http://www.kontextwochenzeitung.de/politik/182/der-spaete-mut-den-mund-aufzumachen-2455.html

Ebenfalls Montag und Dienstag wird in den Messehallen weiterhin das
Stück „Erörterung 1.3“ gegeben. Auch wenn es kein lohnendes Stück ist –
die wenigen guten Darsteller mit guten Argumenten freuen sich über
Rückendeckung!

Auch beachten: Fahrt zum EBA nach Bonn am 18. Oktober:
http://www.bonnfahrt.de/

Oben bleiben!
Andrea
für IO.KO

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IO Newsletter 20.09.14: Nur ein kleines bisschen Schweiz

Liebe InfoOffensive,

ihr erinnert Euch sicher an die Plakate 2010, als alle noch von einem echten Volksentscheid träumten. Nun, wir hatten gerade ein bisschen Schweiz – 4 Tage um genau zu sein. 4 Tage Bahnfahren mit pünktlichen Zügen, funktionierenden Anschlüssen, bequemen Umsteigezeiten, freundlichem und kompetentem Begleitpersonal in den Zügen und dann noch Bahnhofstoiletten, die nicht nur 24 Stunden geöffnet sondern auch zu jeder Zeit sauber und benutzbar sind. Davon kann man in Deutschland wohl nur noch träumen, wie der „Bahn-Check“ der ARD eindrücklich zeigt: http://www.ardmediathek.de/tv/Der-Markencheck/Der-Deutsche-Bahn-Check/Das-Erste/Video?documentId=23367842&bcastId=22876986.

An einem der vier Tage gab es ein sportliches Großereignis, bei dem der Takt der Regionalzüge verdoppelt wurde und die Zahnradbahnen so oft verkehrten, wie es auf der großteils eingleisigen Strecke eben möglich ist. Und an den Bahnhöfen wurden Touristenhorden gelenkt und betreut von zahlreichen Bahnangestellten, die geduldig dafür sorgten, dass auch die asiatischen Reisegruppen im Getümmel nicht getrennt wurden. Geht alles. Vorausgesetzt man bildet die MitarbeiterInnen gut aus und hat genügend fahrtaugliches Material zur Verfügung. Daran haperts hier ja seit langem: http://www.wiwo.de/unternehmen/zugausfaelle-riskante-sparpolitik-sorgt-fuer-chaos-bei-der-bahn/5613996.html. Natürlich passieren auch in der Schweiz unvorhergesehene Dinge, so wurde uns von einem Stromausfall erzählt. Die Folge: Busersatzverkehr. Wer jetzt gewohnheitsmäßig an ewige Wartezeiten und drangvolle Enge denkt, war auch zu oft in Deutschland unterwegs. Wobei – der Busfahrer hat sich laut Erzählung ausdrücklich dafür entschuldigt, dass nicht alle Fahrgäste einen Sitzplatz bekommen konnten. Man muss nicht extra erwähnen, dass zu jedem Zug-Takt zahlreiche Busse zum Weitertransport parat standen, oder?

Nun, ich werde durch dieses Erlebnis sicher nicht zur Bahnfahrerin. Als Stuttgarterin ist mir diese Szenerie hier viel eher geläufig: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ortsbesuch-im-stuttgarter-hauptbahnhof-wo-bitte-geht-s-hier-zum-ice.ae990ffb-96c9-4909-9083-11fd21744833.html. Naja, wenigstens habe ich die Wahl. Im Saarland hat man die künftig vielleicht nicht mehr, den im Gegensatz zu uns wird man hier wirklich abgehängt: http://www.magazin-forum.de/news/politik/%E2%80%9Eniemand-muss-%C3%BCberrascht-tun%E2%80%9C . Und wenn es Züge gibt, gibt es keine Tickets dafür: http://bergkamen-infoblog.de/2014/07/10/die-abenteuer-eines-bahnkunden-oder-von-einem-der-auszog-ein-ticket-zu-kaufen/

Ja, in der Schweiz, da hätten wir abgestimmt über diesen S21-Unsinn. Gut informiert und objektiv. Glauben wir jedenfalls: http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundesrat-leuenberger-in-der-schweiz-wuerde-ueber-stuttgart-21-abgestimmt-a-718626.html. Doch ist das wirklich wahr? Ich bin über eine Bürgerinitiative gestolpert, die eine Kampagne zur Abstimmung über eine neue Gondelbahn führt. Gegen den „Eiger-Express“: http://eiger-express-nein.ch/. Die Abstimmung darüber findet in diesem Herbst statt. Also ja, das Volk entscheidet. Doch ist es frei in seiner Entscheidung? Ich fürchte, auch in der Schweiz geht es um Macht und Geld. Für diese Abstimmung werden 2 verschiedene Themen geschickt vermischt: Die Modernisierung einer bestehenden, stark frequentierten Seilbahn und das neue Projekt, dessen Nutzen für die Region mehr als zweifelhaft ist: http://naturschutz.ch/news/mountain-wilderness-eroeffnet-kritische-debatte-zum-eiger-express/88219. Beides ist nur im Paket zu haben. Wo habe ich das nur schon einmal gehört? Ach nein, bei uns werden gleich zwei unwirtschaftliche Projekte zu einem verquickt, allerdings ging es dabei nicht um Stimmen sondern um Fördergelder. Also am Ende wieder nur um Macht und Geld.

Ebenso wie bei uns. Hierzulande startet die Erörterungsverhandlung zum Filderbereich: http://www.parkschuetzer.de/wissenswertes/newsletter/165. Und die Bahn geht mit der sogenannten Antragstrasse ins Rennen (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-fildertrasse-fuer-die-bahn-zaehlt-nur-das-eigene-modell.05012ac3-1268-4c5f-8a7d-9367bb3233fa.html). Was könnte ich mich jetzt aufregen – aber besser als die PM des Aktionsbündnisses könnte ich es dennoch nicht auf den Punkt bringen: http://www.kopfbahnhof-21.de/s21-kritiker-erwarten-stopp-der-bahnplanungen-auf-den-fildern/ . Wenigstens sind dieses Mal nicht nur die „bösen Gegner“ aufgebracht, die Betroffenen sind es auch: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.gutachten-zur-fildertrasse-s-bahn-nur-noch-drei-sekunden-puffer.446d3c14-1bde-4a04-baac-9339f1feb1cc.html. Der letzte Absatz des Artikels lässt ja schon vermuten wohin die Reise geht: Für mehr Geld gibts bessere Lösungen. Und die Bahn hat dieses Geld ganz sicher nicht, denn sie geht schon in der Planungsphase an die Notfallschatulle: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-468-millionen-aus-s-21-risikotopf-sind-aufgebraucht.b52892de-3b46-47eb-b985-09e124a645e1.html

Wir haben es in der Hand, wie weit sich diese Spirale drehen kann. Also bleiben wir weiter kritisch, sicht- und hörbar! Zum Beispiel bei der 240. Montagsdemo am 29.09.2014: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/17/240-montagsdemo-am-29-9-neue-flyer-und-plakate-gedruckt/ und am 4. Jahrstag des Schwarzen Donnerstag: Dienstag, 30.9., 18 Uhr: Demo ab Lautenschlagerstr., Kundgebung 19 Uhr im Mittleren Schlossgarten

+++ Lesen +++

Zum Wasserwerferprozess: „Nichts gesehen, nichts gehört und eigentlich auch nichts gesagt“: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-wasserwerferprozess-hartnaeckigkeit-der-gegner-ueberrascht-kommandanten.b86ca966-f370-4b70-abcb-c8f7b4d49c7e.html oder lieber eine klare Meinung: http://www.kontextwochenzeitung.de/politik/181/tausend-mann-und-kein-befehl-2441.html
Die weiteren Prozesstermine im Kasten auf http://www.bei-abriss-aufstand.de/ – die Teilnehmer mögen bitte diesen Appell berücksichtigen: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/15/stellungnahme-ak-jura-zur-verschaerfung-beim-wasserwerferprozess/

Es werden noch immer Zeugen gesucht für den Schwarzen Donnerstag 2010:
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/02/schwarzer-donnerstag-2010-zeugen-gesucht/.

Frisch aktualisiert: Stuttgart 21 kurz erklärt: http://www.infooffensive.de/s21

Am 18. Oktober fährt der Widerstand zum EBA: http://www.bonnfahrt.de/ – Tickets gibts an der Mahnwache

Ein amüsanter Bericht zum Tag des offenen/geschlossenen/fragilen Denkmals: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/12/kein-tag-des-offenen-denkmals-im-schlossgarten-oder-fragile-stellen-am-grabungsplatz/

… und wenn man immer denkt, unsere Aktionen, unsere Hartnäckigkeit bringt nichts – manchmal führt sie zumindest zu einer entlarvenden Reaktion: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/09/07/presseerklaerung-stadtbahn-schuetzen-statt-s21-murks-zu-protegieren-liebe-ssb/ . Infos zur Stadtbahn auch bei uns: http://www.www.infooffensive.de/stadtbahn

Oben bleiben!
Andrea
für IO.KO

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