IO-Newsletter 27.04.2014: Wahlkampf und Plakate

Liebe InfoOffensive,

im letzten Newsletter habe ich über Wahlplakate gelästert – und irgendwie habe ich die Plakate seither doch etwas aufmerksamer betrachtet. Also nicht wirklich inhaltlich (auch wenn hier in Stuttgart trefflich über das Baumplakat der Grünen diskutiert wurde: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-projektgegner-kritisieren-wahlplakat-der-gruenen.5fc0fac2-10b6-46fd-b2ef-5ab2e195babf.html). Nein, mir fiel auf wo welche Plakate hängen. Das lange Osterwochenende führte mich unter anderem durch Thüringen, eine sehr touristische Landpartie. Jetzt liest man ja in unseren Medien immer wieder darüber, dass „die im Osten“ doch sehr viel weiter rechts wählen als uns das lieb wäre, dass das „Hauptnaziproblem“ im Osten zu suchen wäre: http://www.taz.de/!136809/. Mag sein, dass das richtig ist. Wenn man jetzt einmal annimmt, dass Wahlplakate durchaus eine Wirkung haben (sonst würden bestimmt nicht so viele davon gedruckt) und wenn man weiter annimmt, dass diese strategisch dort platziert werden, wo man sich Stimmen erhofft – dann drängt sich mir jetzt die Frage auf: Warum versucht niemand mehr, die Menschen dort im Osten auf dem Land zu erreichen? Man fährt eine Weile bis einem auffällt: an jedem der 15 – 30 Laternenmasten der Ortsdurchfahrt hängt ein NPD-Plakat. Sonst nichts. Gut, manchmal, bei größeren Ortschaften steht am Ortseingang ein Großflächenplakat wahlweise der CDU oder der SPD. Sonst: Wirklich gar nichts. Da wir uns an den Plakataktionen zur Volksabstimmung kräftig beteiligt haben weiß ich noch: Die „normalen“ Plakate werden von MitstreiterInnen auf- und abgehängt. Großflächenplakate werden von Firmen aufgestellt. Das wiederum bedeutet, außer den Rechten ist dort niemand präsent. Die Schlagworte wirken konservativ – „Kinder“ und „Zukunft“ liest man im Vorbeifahren (für Details hängen sie dann doch zu hoch…).

Wann genau hat man beschlossen, das Land den Wölfen und die Menschen den Rechten zu überlassen? In dem Moment als man gesehen hat, dass dort wirtschaftlich nichts zu holen ist? Es gibt dort keine großen Firmen, keine Industriestandorte. Das bedeutet aber nicht nur, die Arbeitslosigkeit ist groß und die Abwanderung ist es auch – es bedeutet auch: Keine Gewerbesteuer, keine Parteispenden (http://www.kontextwochenzeitung.de/macht-markt/160/parteispende-noe-danke-2169.html): nichts zu holen für die Parteien. Und wo kein Profit zu machen ist, wird nicht investiert. Nicht in Wählerstimmen und schon gar nicht in die Menschen. Da fällt es dann auch nicht schwer den Gedanken weiterzuführen und sich zu fragen: Wer sponsert denn das Fußballturnier und wer lädt ein zum Sommerfest? Die CDU ist es nicht.

Wo ist er denn geblieben, der Idealismus, mit dem sich doch bestimmt der eine oder die andere ausgestattet hatte, zu Beginn des politischen Engagements? Geht denn niemand mehr in die Politik um etwas zu bewegen, geht es ausschließlich um Macht und Geld? Wann immer man sich einmischt drängt sich dieses Gefühl auf. Bei Stuttgart21 geht es in der Landeshauptstadt gerade um die Stadtbahn und das drohende Chaos. Im Aufsichtsrat der SSB sitzen Gemeinderäte – also Politiker, die dem Wohl der BürgerInnen verpflichtet sind. Und was bekommt man als Antwort auf Anfragen zum drohenden Chaos? Sätze wie „unsere Fraktion ist nur mit wenigen Köpfen im Aufsichtsrat vertreten“. Aha. Geht es also auch im Aufsichtsrat eines Unternehmens strikt nach der politischen Farbenlehre? Kann man nicht einmal hier die Sachfragen in den Vordergrund stellen?

Das würde ja auch bedeuten, ich darf nicht einer Meinung sein mit jemandem, der im Kern eine andere Gesinnung vertritt als ich. Wenn also der CDU-ler sagen würde, dass er plötzlich gegen S21 wäre, müsste ich dann dafür sein? Wenn man die Berichterstattung zum 2. Untersuchungsausschuss zum Schwarzen Donnerstag im Schloßgarten betrachtet, drängt sich einem schon der Eindruck auf, dass Politik ein noch viel schmutzigeres Geschäft ist, als bisher gedacht. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.schwarzer-donnerstag-lenkt-cdu-von-aufklaerung-des-einsatzes-gegen-s21-gegner-ab.78a0dda6-5dea-4cf0-8b0e-c9c203296f56.html Ist denn niemand daran interessiert aufzuklären, was denn nun wirklich passierte und warum? Wo der Fehler im System ist, wo eine Einflussnahme möglich war, die es nicht sein dürfte? Nein, es scheint nur darum zu gehen, wen man mit viel Dreck bewerfen kann.

In Stuttgart wurde bei der KOPFmachen-Konferenz unter anderem darüber diskutiert, wie S21 noch zu stoppen wäre – also durch Widerstand, auf juristischem Wege etc. (Unter anderem hier: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/04/27/video-podiumsdiskussion-zu-beginn-der-kopfmachen-konferenz/ und hier: http://www.schaeferweltweit.de/kopf-machen-in-der-bahnpolitik/) ist man in Berlin wohl schon einen großen Schritt weiter: Wie wir das von S21 kennen, ist es natürlich geheim was mit unseren Steuergeldern passiert: http://www.bz-berlin.de/service/flughafen-berlin-brandenburg/ber-mehrkosten-durch-stillstand-bleiben-geheim-article1833847.html. Doch das beste ist: bevor juristische Schwierigkeiten das Projekt kippen, soll mal eben das Gesetz angepasst werden: http://www.bz-berlin.de/service/flughafen-berlin-brandenburg/muss-ber-bauordnung-geaendert-werden-article1833170.html. Wir dürfen gespannt sein, wohin es bei uns noch führt….

Zur politischen Farbenlehre empfehle ich abschließend noch die Lektüre der Kontext:Wochenzeitung (http://www.kontextwochenzeitung.de/) – der Artikel „Brücke nach rechts“ inclusive der Kommentare dazu macht einen schon nachdenklich, was die Prädikate „links“ und „rechts“ und wenn man weiterdenkt „autonom“ und „radikal“ und womöglich noch „gewaltbereit“ bedeuten und wer sie wem aus welchem Motiv aufdrückt bzw. aufzudrücken versucht. Immer schön kritisch bleiben!

+++ Termine +++

10. Mai 2014: Feinstaub macht krank – Demozug in Stuttgart: http://bineckartor.wordpress.com/
10. Mai 2014: Demokratiekränzle: „Demokratie neu denken“ Vaihingen/Enz: http://www.parkschuetzer.de/termine/4004
17. Mai 2014: Justiz -im Namen -des Volkes>>der Politik? Demozug in Karlsruhe, Details unter http://www.parkschuetzer.de/statements/171305

.. und morgen ist Montagsdemo: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/04/24/219-montagsdemo-am-28-4/

Herzliche Grüße und -oben bleiben!
Andrea
für IO.KO

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IO-Newsletter 13.04.2014: Verkehrspolitik und Wahlkampf

Liebe InfoOffensive,

die Jahre des Engagements gegen Stuttgart21 hinterlassen Spuren. Bei uns allen. Seit diesem Wochenende hängen sie wieder – die Wahlplakate. Für die Kommunalwahlen genauso wie für die Europawahl. Und was ich früher nur als unschöne Begleiterscheinung des Wahlkampfs wahrgenommen habe, führt heute zu steigendem Blutdruck. Da schreibt die CDU tatsächlich etwas von „Wohnraum schaffen und Familien stärken“ – ach? Wo denn? In Stuttgart? Meinen die damit tatsächlich die „Pariser Höfe“ wo die Mieten schon 2013 – als sie angeblich zu 95 % vermietet waren (http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.bei-der-stadtbuecherei-pariser-hoefe-wohnungen-zu-95-prozent-vermietet.7e685ee9-2048-4ca3-8468-d1896ff03d22.html) weit (beim 96 m²-Beispiel gut 4 Euro) über dem Durchschnitt lagen? Die Wohnungen, die dort heute zum Verkauf stehen gibt es zu echten Investorenpreisen, also außerhalb der Reichweite von durchschnittlichen Familien. Und was meinen sie denn mit Familienförderung? Wenn wir in den Pariser Höfen bleiben: Die Kita, die es dort nicht geben wird? (http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.verstimmter-gemeinderat-stadtraete-kritisieren-verzicht-auf-kita.0dd6902a-15c7-47d9-9cdd-39315465d782.html). Wobei, wenn man unseren Zeitungen Glauben schenkt, dann ist die Versorgung mit Kitaplätzen kein Problem der Stadt, sondern der Eltern, die an der Anmeldung scheitern (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kitaplaetze-in-stuttgart-die-online-anmeldung-ueberfordert-viele-eltern.20ebdb5d-967d-475a-873b-ae2643aecc0d.html). Erstaunlich, wo doch das Schwesterblatt nur 3 Monate vorher herausfand, dass das Meldesystem gar nicht funktioniert: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-kita-anmeldungen-laufen-ins-leere.dcb2bb81-65f2-46c2-b80f-ebfc8e2153e0.html

Nun, auch das eine Spur, die das Engagement hinterlassen hat: Man liest einfach anders Zeitung. Man hinterfragt doch viel kritischer als früher. Letzte Woche hatte ich meinen „Blick über den Tellerrand“ unter anderem Richtung Flugplatz Hahn geworfen. Inzwischen habe ich festgestellt, „flughafenmäßig“ braucht man gar nicht so weit schauen, der unsrige steht auch nicht besonders gut da: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgarter-flughafen-weniger-flugzeuge-sind-gestartet-und-gelandet.5a192620-ef21-4e2a-bfff-445d4d45288d.html. Dabei habe ich die Ausbauträume der IHK und CDU noch gut im Ohr. Doch kaum ist die Meldung in der Zeitung, wird sie überlagert vom wunderbaren neuen Namen für den Flughafen: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.manfred-rommel-flughafen-gemeinderat-stimmt-fuer-namensaenderung.bea19ff2-7fb6-48af-bd48-f038e09385a6.html
Wir dürfen gespannt sein, wie „Manfred-Rommel-Flughafen“ in den Ohren ausländischer Touristen klingt. Darf man wirklich annehmen, jeder kennt alle Rommels mit Vornamen?

Immerhin hat es die Kampagne +++ Für unsere Stadtbahn +++ wieder einmal in die Berichterstattung geschafft. Während die Auftaktpressekonferenz im Februar nur wegen des angeblichen Ärgers mit der SSB zitiert wurde (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-parkschuetzern-droht-streit-mit-den-ssb.70156bd1-4754-4790-8d02-090253346ae8.html), schaffte es der Kinospot (http://www.youtube.com/watch?v=_Bb4-iGHhUM) sogar, das Anliegen der Kampagne – den drohenden Verkehrsinfarkt – in die Zeitung zu bringen: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.umbau-einer-hauptabwasserleitung-s21-gegner-befuerchten-verkehrsinfarkt.ec88443e-0a46-457a-8b55-4f0499eb4d1e.html. Sogar die Landesschau griff das Thema auf: (Der Beitrag wurde leider entfernt)

Das hatten wir lange nicht – ein schöner Erfolg und eine gute Werbung für die laufenden Bürgerbegehren. Für die, die das Geschehen „von weiter weg“ betrachten erschließt sich vielleicht nicht sofort, warum gerade Herr Föll als Adressat gewählt wurde. Doch eigentlich ist es folgerichtig: Er ist 1. Bürgermeister der Stadt Stuttgart und Finanzbürgermeister. Das bedeutet, spätestens bei den Mehrkosten für die Stadt ist er _der_ Kandidat. Weiterhin ist er im Aufsichtsrat der SSB – womit er für das Wohl des Unternehmens und damit auch für die Fahrgäste ein Ansprechpartner ist. Zudem gehört er zu den S21-Unterstützern der ersten Stunde – und verdankt seine Position dem Schwarzen Filz Baden-Württembergs, der eigens die Gemeindeordnung änderte, um ihn zum Finanzbürgermeister machen zu können (http://stuttgart21.wikiwam.de/Michael_F%C3%B6ll). Und wer erinnert sich nicht an seine Beratertätigkeit für Wolf und Müller, das Bauunternehmen, das von der ersten Stunde an S21 mitverdient? (http://www.zughalt.de/2010/08/welche-rolle-spielt-michael-foell-bei-stuttgart-21/). Ach, und fast hätte ich es vergessen: Er ist Mitglied der CDU.

Ja, das schließt den Kreis zum Wahlkampf. Mit dieser Kampagne erreichen wir BürgerInnen, die mit dem Thema „S21“ bisher nichts am Hut hatten. Und egal wie sehr meine persönlichen Erwartungen von der grünen Landesregierung enttäuscht wurden und auch wenn meine Erwartung an Herrn Kuhn als Oberbürgermeister eine andere war – den CDU-Filz will ich beim besten Willen nicht zurück. Also bekommt er auch von mir immer E-Mails …

+++ Lesetipps +++

Zur Kampagne:

StZ 09.04.2014 Projektgegner drehen Kinospot http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-und-die-ssb-projektgegner-drehen-kinospot.3f669222-bb64-4c4d-9481-b5ca6021d3e7.html
StN 09.04.2014 Staatsgalerie-Haltestelle drei Meter höher http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-staatsgalerie-haltestelle-drei-meter-hoeher.99473661-2f72-4ab6-8e17-ba186d0354ce.html
SWR, 09.04.2014 Kino-Spot über angebliches Stadtbahn-Chaos http://www.swr.de/swr4/bw/nachrichten/s21-stadtbahn-chaos-kinospot/-/id=258368/did=13187994/nid=258368/idq60k/index.html

http://www.infooffensive.de/stadtbahn

Zum kritischen Zeitunglesen:

http://www.parkschuetzer.de/statements/170815 und http://www.parkschuetzer.de/statements/170821

Und sonst noch so:

http://www.bei-abriss-aufstand.de/

http://cams21.de/
http://www.kontextwochenzeitung.de/

Und zum Fernsehen:
http://www.fluegel.tv/

+++ Termine ++++

25. – 27. April: „Kopf machen“ in der Bahnpolitik – Konferenz zu 20 Jahre Bahnreform – 20 Jahre Stuttgart 21 http://www.bahn-fuer-alle.de/pages/konferenz.php
26.April 16 Uhr: Große Samstagsdemo gegen Stuttgart 21, Marktplatz Stuttgart

Am Ostermontag ist keine Demo – aber morgen natürlich schon: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2014/04/11/218-montagsdemo-am-14-4/

Herzliche Grüße und -oben bleiben!
Andrea
für IO.KO

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