IO Newsletter 31.05.15: Wer zuhört kann viel erfahren

Liebe InfoOffensive,

am Pfingstwochenende hatte ich eine sehr interessante Begegnung. Wie immer, wenn viele Leute am Tisch sitzen, werden wir nach S21 gefragt. Nun, Detaildiskussionen sind müßig, also landen wir bei „wir bekommen ein eigenes BER, mitten in der Stadt und mit Ansage“ – darüber lachen nicht nur die Berliner. Nun, ein bisschen ging die Diskussion dann doch in die Tiefe und landete schließlich bei Tunnel und Geologie. Ich stelle irgendwann fest, mein Gegenüber ist in diesen Themen sehr kompetent. Auf Nachfrage erfahre ich, er ist Bergmann. Er macht Vermessungen. Und noch einiges mehr, bleibt aber immer sehr vage.

Erst viel später in einem anderen Gespräch komme ich dahinter warum: Er ist beruflich mit der unterirdischen Lagerung von radioaktiven Abfällen befasst. Ich bin sofort beim Thema Atommüllendlager, Risikotechnologie und Politik und er, der das offensichtlich kennt, ist direkt auf Angriff. Ich rede also von Fukushima und rostigen Fässern im Salzstock Asse und er konstatiert Bildzeitung. Und dann dachte ich mir: Ja, ich beziehe den größten Teil meiner Kenntnisse aus den Medien – und ich weiß doch, wie viel Mist die schreiben. Nein, ich habe mich nicht tiefergehend mit den technischen Aspekten beschäftigt. Und jetzt bin ich doch neugierig. Also lächeln und zuhören (auch, wenn es schwerfällt ). Und ich habe zugegebenermaßen sehr viel dabei gelernt. Und am Ende bin ich auch irgendwie froh dass es Leute gibt, die die bestmöglichen Lösungen für existierende Probleme suchen, denn der vorhandene Müll lässt sich so wenig wegdiskutieren wie die vorhandenen AKWs. Und eigentlich sind wir uns ja auch einig: Politiker treffen politische Entscheidungen – egal was Fachleute sagen, die es besser wissen. Andererseits empfinde ich meinen Gesprächspartner als aggressiv und irgendwie anstrengend – und überlege mir im gleichen Moment: bin ich nicht oft genauso? Sollte ich vielleicht auch mehr Raum lassen für die Argumente anderer? Bin ich auch zu schnell auf Angriff, wenn jemand den Mist aus den Medien ins Gespräch einwirft?

Irgendwann im Lauf des Wochenendes ist auch die Verkehrspolitik Thema – und wieder S21 und der Leistungsrückbau und die Südbahn und überhaupt. Und weil ich ja gerade den „Zuhörmodus“ aktiviert hatte, überlege ich ob es stimmt, dass das alles Methode hat. Dass die Politik zwar Fensterreden hält über umweltfreundliche Schienenkonzepte, der Trend zum Gigaliner aber gar nicht mehr aufzuhalten und damit der Rückbau der Schieneninfrastruktur längst beschlossene Sache ist. Ob mir das nun gefällt oder nicht. Und ich frage mich: arbeiten wir uns hier wirklich an einer Windmühle ab? Sind die Ansatzpunkte ganz woanders? Und wenn ja wo?

Nun, darauf habe ich keine Antwort. Aber ich weiß, wir sollten uns nicht entmutigen lassen. Denn sich umdrehen und weglaufen bringt nun ganz sicher nichts. Also, „ran ans Publikum“ – der Kirchentag steht vor der Tür (http://swrmediathek.de/player.htm?show=f68c7e60-0624-11e5-88a9-0026b975f2e6) Und es gibt einige aktuelle Publikationen, die dort an den Mann / die Frau gebracht werden können und die eine gute Grundlage für interessante Gespräche sein können:

Der Flyer der Theologen mit dem Hinweis auf die große Kundgebung: http://infooffensive.de/wp-content/uploads/DRUCKDATEI__Kirchentag-Flyer_-245x348mm_Druck_2015-05-18_korrig.pdf
Einen Tunnelblick Impuls zum Kirchentag: http://www.tunnelblick.es/press/2015/05/tunnelblick-impuls-zum-kirchentag/ und auch http://www.parkschuetzer.de/statements/182672
„Protest“ die Bewegungszeitung zum Kirchentag: https://www.die-anstifter.de/2015/04/protest-die-bewegungszeitung-zum-kirchentag/

Ich selbst nehme mir eine Auszeit, wünsche aber allen Aktiven viel Spaß, viel Erfolg und gute Gespräche!

Wer Kommentare zu aktuellen Themen vermisst wird hier fündig: http://netzwerke-21.de/

Herzliche Grüße und -oben bleiben!

Andrea
für IO.KO

InfoOffensive Baden-Württemberg

p. s. auf dem Laufenden bleiben:

http://www.bei-abriss-aufstand.de/
http://cams21.de/
http://www.fluegel.tv/
http://www.kontextwochenzeitung.de/

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IO Newsletter 22.05.15: Medien und Meinung

Liebe InfoOffensive,

Stuttgart21 hat einiges verändert. Für mich zum Beispiel auch die Wahrnehmung der Medien und ihrer Berichterstattung. Letztes Wochenende marschierte Pegida in Stuttgart. Nein, ich mag sie nicht – aber Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht gelten nun einmal für alle. Und dann marschiert da ein Häufchen von 200 Leuten geschützt von 1.000 Polizisten und ausgebuht von 4.000 Gegendemonstranten. Ein schönes Bild davon, wen wir hier „zu Gast“ hatten, vermittelt dieses Video aus dem Bus, der die Demonstranten aus der Stadt brachte: https://www.youtube.com/watch?v=9gNIEpA4t3o

Und was schreibt unsere Dorfzeitung? Wie teuer der Polizeieinsatz doch war: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.pegida-demo-in-stuttgart-schutz-der-pegida-demo-war-aufwendig.a21974a5-2d37-4c54-889a-2bc41fb4206d.html . Ja und? Tausende haben sich gegen diese Bewegung gestellt. Und zwar so überzeugt, dass sie dafür auf die Straße gingen – leider ist das nur eine Randnotiz. Denn die kommen ja „von links“ und aus dieser Richtung kommt in Deutschland traditionell das Böse: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rathaus-stuttgart-verbale-attacken-im-sozialausschuss.13b524f5-7564-455d-95a8-1c0542b26022.html . Das kennen wir ja längst. Auch ich habe mich in der Berichterstattung plötzlich unter „gewaltbereiten“ wiedergefunden.

Und weil das Böse von links kommt, steht alles, was von rechts kommt unter dem Schutz der Polizei. Wohin führt das nun in Europa, wenn alles unter diesen Schutz gestellt werden soll? Einige Länder sind bereits auf dem Weg dorthin: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/05/16/ende-der-freiheit-polizei-staat-in-europa-nimmt-gespenstische-form-an/ . Wir sollten das im Blick behalten. Und kritisch bleiben beim Lesen der Berichterstattung. Ich frage mich natürlich auch, warum soll ich den Streik der ErzieherInnen unterstützen, den der GdL aber verurteilen? Warum sagt mein Nachbar „die GdL will ihre Mitglieder besser stellen als die der EVG“ – woher hat er das? Die EVG ist doch auch noch mitten in der Verhandlung? Und warum ist es gar kein Thema, warum im wohlhabenden Deutschland gerade so viele Berufsgruppen um ihren Status kämpfen?

Die Kostenexplosion bei S21 ist „für die Stadt irrelevant“: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-kostenexplosion-rechtfertigt-nicht-den-projektausstieg.4e5e3a20-cd06-4641-912e-d4022e17d962.html – man tut weiter so als wüsste man nicht, dass der Steuerzahler am Ende blecht.

Wir haben es in der Hand, dieses Meinungsbild für uns zu nutzen. Mit der Kundgebung zum Kirchentag haben wir eine Plattform, wieder einmal mehr Medieninteresse zu bekommen und vielen Besuchern aus ganz Deutschland unser Anliegen zu verdeutlichen. Und hier kann man auch dieses Meinungsbild wieder aufgreifen: „Gute Erziehung statt Prestigeprojekte“ – so oder ähnlich könnte ein Demoplakat lauten. Aber da gibt es sicher kreativere als mich

Und weil wir möglichst viele Kirchentagsbesucher erreichen wollen, gibt es eine Flugblattaktion. Wir haben als Verteilorte die bisher bekannten Sammelunterkünfte und strategische Bahnstationen gewählt, da auf der Veranstaltung selbst wohl schon genug Material verteilt wird. Verteilt werden soll morgens für ein oder zwei Stunden, da die Sammelunterkünfte um 09:00 Uhr für den Tag schließen und die TeilnehmerInnen zur Veranstaltung fahren. Wir hoffen die meisten haben auf dem Weg einfach noch Zeit und Lust, zu lesen. Hier kann man ihn anschauen: http://infooffensive.de/wp-content/uploads/DRUCKDATEI__Kirchentag-Flyer_-245x348mm_Druck_2015-05-18_korrig.pdf

Auf den ersten Blick wirkt er vielleicht unübersichtlich – das liegt daran, dass er mehrfach gefaltet wird. „In echt“ anschauen und abholen kann man den Flyer an der Mahnwache. Wer beim Verteilen helfen kann, meldet sich bitte bei uns, bei den Stadtteilgruppen oder den TheologInnen, wir versuchen, die Verteiler möglichst gleichmäßig auf alle Locations zu verteilen.

Nicht vergessen: Pfingstmontag ist demofrei, die nächste ist am 1. Juni.

Herzliche Grüße und -oben bleiben!

Andrea
für IO.KO

InfoOffensive Baden-Württemberg

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